Die Ausbildung zum
Heilpraktiker ist in Deutschland nicht gesetzlich geregelt. Sie
können eine Heilpraktikerschule besuchen, einen Fernkurs belegen,
oder sich das nötige Wissen mit Hilfe von Literatur aneignen.
Was Sie tun müssen: Sich zur Prüfung
anmelden (wo, erfährt man beim örtlichen Gesundheitsamt), die
Gebühren und Nebenkosten bezahlen (ca EUR 500.-) und die Prüfung bestehen.
Dazu müssen Sie mindestens 25 Jahre alt sein, einen
Hauptschulabschluss besitzen, ein polizeiliches Führungszeugnis, ein
Gesundheitszeugnis und als ausländischer Mitbürger eine
Aufenthaltsgenehmigung vorlegen.
Die schriftliche Prüfung besteht aus 60 Multiple-Choice-Fragen zum
ankreuzen, von denen mindestens 45 richtig beantwortet werden
müssen. Dann wird man zur mündlichen Prüfung zugelassen.
Ein Fernstudium ist für alle
HP-Anwärter geeignet, die nicht in der örtlichen oder zeitlichen
Lage sind, eine Schule zu besuchen.
Die nötigen Grundlagen wie Anatomie, pathologische Anatomie,
Physiologie, Patophysiologie, Krankheitslehre, das Erkennen von
Notfällen und lebensbedrohlichen Zuständen kann man auch in Ruhe
zuhause mit Hilfe von Literatur oder Lehrbriefen lernen.
Für die HP-Prüfung ist es am
Wichtigsten zu wissen, was man alles nicht behandeln darf und wann
die rechtzeitige Überweisung zu einem Arzt angezeigt ist. Oberste
Priorität für den Amtsarzt ist, dass der zukünftige Heilpraktiker
nicht "zu einer Gefahr für die Volksgesundheit" wird. Ob dieser
etwas von Homöopathie oder Craniosacraltherapie versteht,
interessiert den Amtsarzt nicht. Das wird auch nicht geprüft.
Was bei einem Fernstudium wichtig
ist, es sollten auch praktische Kurse angeboten werden, zu denen man
dann auch einmal hinfahren muss. Sonst sitzt man irgendwann einmal
seinem ersten Patienten gegenüber und muss ihn ausschließlich mit
Bücherwissen behandeln. Man sollte zumindest einen Verband anlegen
können, mit erster Hilfe vertraut sein, und je nach gewählter
Fachrichtung eine Infusion oder Darmspülung vornehmen können.
Zum Vergleich: ein Medizinstudent
muss nach erfolgtem Studium insgesamt ca. 18 Monate Praktikum
gemacht haben, ehe er zum Examen zugelassen wird. Anschließend
braucht der theoretische Arzt eine mindestens fünfjährige praktische
Weiterbildung, bevor er einen Patienten eigenverantwortlich
behandeln darf.
Praktikumsplätze für Heilpraktiker sind eher schwer zu finden,
niemand will sich Konkurrenz großziehen.
Wenn Institute mit einem "staatlich
genehmigten Fernkurs für Heilpraktiker" werben, sollte man etwas
Vorsicht walten lassen. Jeder Fernkurs, egal welcher Art, muss
staatlich genehmigt sein, sonst darf er nicht angeboten werden. Hier
wird Augenwischerei betrieben.
Es gibt in Deutschland übrigens auch keine "nicht-staatlich
zugelassene Heilpraktiker". Es besteht auch ein Unterschied zur
Schweiz, dort dürfen Heilpraktiker keine invasiven Therapien wie "Infusionstherapie"
ausüben.
Text
©
2012 Robert Adé